Kunststoffverarbeitende Industrie bietet zu wenig Weiterbildung an
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– Umfrage „VDI-educating II“: Knapp ein Drittel der Geschäftsführer und Personalverantwortlichen gesteht ein, ihren technischen Fach- und Führungskräften zu wenig Weiterbildung zu bieten
– Fachkompetenzen sind und bleiben am wichtigsten
– Demographischer Wandel erfordert jetzt schon Investitionen
Technische Fach- und Führungskräfte erhalten nicht genügend Weiterbildung. Dieser Meinung ist knapp ein Drittel (31,6 Prozent) der Geschäftsführer und Personalverantwortlichen von Unternehmen aus der Kunststoffverarbeitenden Industrie, die das VDI Wissensforum im Rahmen der Umfrage „VDI-educating II“ befragt hat. Sie geben an, dass es in ihrem eigenen Unternehmen nicht ausreichend Weiterbildungsangebote gibt.
Zwar sind fast alle befragten Geschäftsführer und Personaler in der Kunststoffverarbeitenden Industrie überzeugt, dass die Qualifikation der Mitarbeiter für ihr Unternehmen ein wichtiger Wettbewerbsvorteil ist (98,8 Prozent) und Weiterbildung maßgeblich zum Unternehmenserfolg beiträgt (93,6 Prozent). Allerdings geben nur zwei von drei (68,4 Prozent) der Befragten an, ihren Mitarbeitern ausreichend Weiterbildung zu bieten.
Am Puls der Zeit bleiben: Unternehmen aus der Kunststoffverarbeitenden Industrie bewerten die Weiterbildung in technischen Fachkompetenzen als unerlässlich. (Bild: VDI / Thomas Ernsting)
„Dieses Ergebnis ist nicht nachvollziehbar“, sagt Timo Taubitz, Geschäftsführer des VDI Wissensforums. „Erstaunlicherweise erkennen so gut wie alle Geschäftsführer und Personaler den hohen Stellenwert der Weiterbildung an – jedoch handeln nicht alle auch entsprechend konsequent. Nur wer den Worten auch Taten folgen lässt, bleibt am Puls der Zeit und damit wettbewerbsfähig.“
2010 hatte das VDI Wissensforum bereits technische Fach- und Führungskräfte in verschiedenen Branchen nach ihrer Weiterbildungssituation befragt. In der Kunststoffverarbeitenden Industrie hatten fast zwei Drittel (62 Prozent) die Fortbildungsmöglichkeiten für nicht ausreichend gehalten. Befragt nach den möglichen Gründen für diese Aussage, geben nun knapp ein Drittel (27,8 Prozent) der Geschäftsführer und Personaler zu, dass diese Einschätzung verständlich ist, da tatsächlich weniger Weiterbildung angeboten wird als nötig ist. Mehr als zwei Drittel (73,4 Prozent) sind dagegen der Meinung, das Weiterbildungsangebot werde von den Mitarbeitern geringer wahrgenommen als es tatsächlich ist. Das Ergebnis zeigt, dass in der Kunststoffverarbeitenden Industrie nach Einschätzung der Geschäftsführer und Personalverantwortlichen im Branchenvergleich die meisten Mitarbeiter das Weiterbildungsangebot unterschätzen – mehr als in den anderen befragten Branchen. Dazu zählen die Automobil-, Maschinen und Anlagenbau-, Chemie-, Energie-, Bau- und Landtechnikindustrie. 35,4 Prozent sagen, dass andere Unternehmen offenbar weniger in Weiterbildung investieren als sie selbst.
Fachkompetenz ist und bleibt am wichtigsten
Einig sind sich die Geschäftsführer und Personalverantwortlichen darüber, welche Art von Schulung am wichtigsten ist: 79,8 Prozent der Befragten sehen die Fachkompetenz als wichtigste Kompetenz an (Platz eins oder zwei der angestrebten Weiterbildungsmaßnahmen). Danach folgen mit Abstand Unternehmerische Kompetenz (40,5 Prozent) und Personale Kompetenz (34,2 Prozent) sowie Soziale Kompetenz (25,3 Prozent). „Die Bewertung zeigt, dass Fachkompetenz die wichtigste Voraussetzung ist und bleibt, um mit den aktuellen technischen Entwicklungen mitzuhalten“, kommentiert Taubitz das Ergebnis.
Mit Blick auf die Zukunft bewerten die Befragten Weiterbildung als wichtigsten Faktor, um qualifizierte Mitarbeiter zu halten: 94,9 Prozent geben an, dass dies das Mittel der Wahl sei.
89,9 Prozent bieten zudem flexible Arbeitszeitmodelle, 79,7 Prozent gewähren Zuschüsse zur Mitarbeiterversorgung, 78,5 Prozent nutzen Prämien, um Mitarbeiter an sich zu binden und 55,7 Prozent legen Wert auf die Unterstützung zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Mit Weiterbildung dem demographischen Wandel begegnen
Bereits jetzt für die Qualifizierung von morgen zu sorgen, spielt auch unter dem Gesichtspunkt des demographischen Wandels eine entscheidende Rolle. Denn dieser wird sich nach Meinung der Geschäftsführer und Personalverantwortlichen in den kommenden zehn Jahren eindeutig negativ auswirken: 79,7 Prozent sehen zukünftig Probleme beim Recruiting von Nachwuchsingenieuren – dicht gefolgt vom Verlust des Know-hows von Ingenieuren, die in Rente gehen (78,5 Prozent). Die Hälfte der Befragten (49,4 Prozent) sehen Probleme darin, Senior-Ingenieure halten zu können. Nur 22,8 Prozent erachten es als schwierig, die bereits eingestellten Ingenieure zu qualifizieren.
„Wenn Unternehmen Weiterbildungsmöglichkeiten als wichtigstes Mittel sehen, um gute Mitarbeiter zu halten und gleichzeitig befürchten, Probleme beim Recruiting und beim Verlust von Know-how zu bekommen, liegt es auf der Hand, dass sie schon heute für morgen qualifizieren sollten“, sagt Taubitz.
VDI-educating ist die Weiterbildungsinitiative des VDI Wissensforums. Die Umfrage „VDI-educating II“ wurde unter 500 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen in sieben Ingenieursbranchen durchgeführt (Automobil, Maschinen- und Anlagenbau, Kunststoffindustrie, Prozessindustrie, Energie, Landtechnik und Bautechnik). 2010 wurde die erste Umfrage „VDI-educating“ unter technischen Fach- und Führungskräften derselben Branchen durchgeführt.
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Mai03